Eine wunderbare Ablenkung – zur Nachahmung empfohlen
Ich fand die Idee großartig, alle waren gerade geschockt von der Corona-Situation, es war März 2020 und keiner wusste so recht, was auf uns zukam. Genau die richtige Voraussetzung also für etwas Ablenkung.
Der Ablauf funktionierte so: Jemand gab einen Begriff in einer eigens dafür gegründeten WhatsApp Gruppe vor und die anderen schickten innerhalb von zwei Tagen in die Runde, was ihnen dazu einfiel. Dabei erfolgte auch manchmal eine Reaktion auf die zuvor eingesandten Beiträge. Es wurde gezeichnet, aber auch fotografiert, fotomontiert, gefilmt, collagiert…
Sowohl die Themenauswahl, als auch die Umsetzungen waren eingebettet in die aktuelle Zeit. Beispielsweise beim Begriff «Zufriedenheit» eine Klopapierrolle zu zeichnen – das ist nur im Zusammenhang mit Corona zu verstehen. Neben den eigentlichen Bildern entwickelten sich auch interessante Gesprächsverläufe, die aber hier keine Berücksichtigung finden. Das Projekt endete Mitte Juni. Während der gesamten Zeit und vor allem in der Lock-down-Phase sind wir auf spielerische Art miteinander in Kontakt geblieben. Eine Teilnehmerin schreibt: Ich habe mich vor allem in der Lock-down-Phase den anderen Teilnehmern nahe gefühlt und es hat durchaus zur Stimmungsaufhellung beigetragen.
Wir empfehlen allen, die dazu Lust haben, mit Freunden ein solches Projekt zu starten. Es baut Ängste ab, man stellt fest, dass andere Menschen ähnliche Gedanken haben oder auch ganz andere, man freut sich über die Einsendungen der anderen, man überlegt im Hinterkopf, sobald der Begriff feststeht, was könnte man machen…
Mich haben die Arbeiten sehr inspiriert, meine schon zuvor angefangenen Collagen «die sogenannte Realität» weiter zu treiben, auch Teile der Einsendungen wurden dafür weiter verwendet. Ende Oktober reichte ich das Projekt beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft ein und bewarb mich für ein Stipendium. Ich wollte aus dem WhatsApp-Chat eine Webseite machen und aus den Collagen einen Katalog. Dankenswerterweise wurde ich gefördert.
Mein Dank gilt aber vor allem meinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern Anika, Anja, Caroline, Emily, Karl, Marlene, Nora und Thekla: Danke an Euch! Eure Einsendungen waren große Klasse!
Christine Burlon
Collagen «die sogenannte Realität»
Zwar hatte ich schon vorher mit Collagen angefangen, sie waren aber nur eine Art Übergangslösung, weil ich nicht regelmäßig in meinem Atelier arbeiten konnte. Inspiriert durch «Zeitzeichnen» entdeckte ich, wie viel Freude das Arbeiten mit gefundenem Material macht und wie einfach es ist, sich davon leiten zu lassen.
Alle Collagen sind im Format DIN A 3 angelegt. Sie enthalten gefundenes natürliches Material, wie Blüten, Blätter, Gräser, etc. sowie künstliches Material, wie Verpackungen, Klebestreifen, Gummiringe, etc. Teilweise werden die aufgeklebten oder festgenähten Materialien durch Zeichnungen ergänzt.
Die Collagen entstehen schnell und spontan und haben für mich dadurch eine Art Tagebuchcharakter, zum einen, weil in ihnen Materialien, die gerade anfielen, verarbeitet wurden, zum andern, weil die Stimmung und die Erinnerung an diesen Tag bei späterer Betrachtung wieder lebendig wird. Die Serie umfasst mittlerweile über 130 Blätter und wird stetig fortgeführt.
Collage unter Verwendung meiner Arbeit zum Thema «Langeweile»
Collage unter Verwendung Noras Vorstudien zum Thema «Frühlingsgefühle»